Deine Blühwiese: So gelingen Anlage und Pflege

Jeder Quadratmeter zählt: So gelingt das Anlegen und Pflegen Deiner Blühwiese

Du möchtest in Deinem Garten oder Hof eine Blühwiese anlegen? Wir zeigen Dir, worauf es bei der Bodenvorbereitung, der Ansaat und der Pflege ankommt.

Ähnlich und doch ganz verschieden: Wiese, Saum und Blühmischung


Schnell fallen die Worte "Blumenwiese" oder "Blühwiese", wenn es auf einer Fläche blüht und grünt. Sehr oft handelt es sich allerdings um einen Saum oder eine Fläche mit einer eingesäten ein- oder mehrjährigen Blühmischung. Ist das so wichtig? Ja! Blühwiesen, Säume und Blühmischungen unterscheiden sich in ihrer Zusammensetzung, ihrer Lebensdauer, ihren Standortansprüchen, in den Nutzungsmöglichkeiten und in ihrer Pflege. Daher ist es wichtig, die Unterschiede zu kennen, um für den eigenen Garten oder Hof entscheiden zu können, welche Blühvariante dort am sinnvollsten umgesetzt werden kann.

Eine Blühwiese besteht aus einer Mischung aus maximal 50 Prozent Blumen und Gräsern, die an Region und Standort angepasst sind. Richtig gepflegt, können Blühwiesen dauerhaft bestehen. Eine so genannte Fettwiese auf einem dunklen, nährstoffreichen Boden wird zwei bis drei Mal jährlich gemäht oder gesenst. Für eine Magerstandort-Wiese reicht eine einmalige Mahd der Fläche im Jahr.

Säume und Blühmischungen enthalten mehr als 50 Prozent Blumen. Je nach Zusammensetzung, Boden und Pflege haben sie eine sehr unterschiedliche Lebensdauer. Auf nährstoffreichen Böden dominieren oft bereits im zweiten Standjahr Gräser und andere konkurrenzstarke Arten die Flächen. Auf mageren Standorten bestehen Säume und mehrjährige Blühmischungen sieben Jahre und länger. In der Regel reicht ein Pflegeschnitt im Jahr aus. Falls bestimmte Pflanzenarten die Flächen dominieren, sollten sie regelmäßig - am Besten frühzeitig, spätestens vor der Samenreife - mit der Wurzel entfernt werden.

Im Handel gibt es sehr viele verschiedene Blühmischungen. Es gibt Mischungen mit ausschließlich einjährigen Kulturarten und -sorten und Mischungen, die sowohl ein-, zwei- und mehrjährige Arten und Sorten enthalten. In sehr vielen, als insektenfreundlich deklarierten Blühmischungen sind gefüllte Sorten und nicht heimische Blumen enthalten, die vielleicht optisch punkten können, aber keinen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt leisten. Wenn Du Wildbienen, Schmetterlinge & Co. unterstützen möchtest, wähle Mischungen mit gebietsheimischen ein-, zwei- und mehrjährigen Arten.

Die idealen Standortbedingungen

Die Licht- und Bodenverhältnisse sind entscheidend für die Auswahl des Saatguts und die Pflege der Blühwiese. Unter Baumgruppen oder an der Nordseite hoher Gebäude solltest Du spezielle Schattenmischungen nutzen. An Standorten, wo sich die Lichtverhältnisse durch das Wachsen von Gehölzen ändern werden, sind besonders artenreiche Blühmischungen empfehlenswert. Über die Jahre werden sich jeweils die Arten durchsetzen, die mit den individuellen Standortbedingungen der Fläche besonders gut zurechtkommen. An sonnigen Standorten fühlen sich besonders viele Wildpflanzen und Insekten wohl.

Viele Wildpflanzen bevorzugen mageren, durchlässigen Boden. Einen ersten Hinweis darauf, wie Dein Boden beschaffen ist, geben die Pflanzen, die Du dort findest: Wachsen auf der Fläche, wo Du Deine Blühwiese anlegen möchtest, Löwenzahn, Brennnessel oder Vogelmiere? Diese Pflanzen sind so genannte Zeigerpflanzen und sind ein Indiz dafür, dass sie in einem fetten, nährstoffreichen Boden stehen. Du kannst zudem den Krümeltest nutzen, um herauszufinden, ob Du einen Mineral-, einen Lehm- oder einen Tonboden hast. Nimm dazu eine Handvoll Erde und versuche sie zu einer Wurst zu formen. Gelingt das nicht, liegt ein mineralischer Boden vor - zum Beispiel ein Sandboden. Eine feste, klebrige Wurst zeigt einen Tonboden an. Eine feste, nicht klebrige Wurst deutet auf einen Lehmboden hin.

In Leipzig wirst Du in der Regel keinen mineralischen Boden, sondern einen eher nährstoffreichen, verdichteten Boden vorfinden. Darauf kannst Du eine so genannte Fettwiese mit 30-50% Blumenanteil aussäen. Ein Wildblumensaum mit 50-100% Blumenanteil braucht einen mageren Standort. Es ist möglich fetten Boden abzumagern. Dazu lockerst Du die oberen zehn Zentimeter des vorhandenen Bodens auf und mischt ihn mit einer ebenfalls zehn Zentimeter dicken Schicht Schotter, Kies (Körnung 0-32) oder ungewaschenem Sand. Die Schüttgüter erhältst Du in Deinem lokalen Steinbruch oder einer Kies- oder Sandgrube in Deiner Nähe.

Die Bodenvorbereitung

Meist ist es so, dass die Fläche, die bald als Wiese oder Saum aufblühen soll, bereits bewachsen ist. Viele Pflanzen sind sehr konkurrenzstark und vermehren sich erfolgreich über ihr Wurzelwerk oder Samen: Hühnerhirse, Hirtentäschel, Vogelmiere, Löwenzahn, Quecke & Co. sind auf Flächen, wo sie sich wohlfühlen, so wüchsig, als wollten sie die Weltherrschaft übernehmen. Einfach dazwischen gesät, hat Dein Wiesen- oder Saumsaatgut in ihrer Gegenwart keine Chancen, sich optimal zu entwickeln. Entweder geht die Saat gar nicht erst auf oder die kleinen Keimlinge bekommen neben der starken Konkurrenz nicht genug Platz, Licht und Wasser und sterben ab.

Um der Wieseneinsaat mit einem sauberen Saatbett die besten Startbedingungen zu bieten, beginnst Du bereits drei bis sechs Wochen vor der Ansaat mit der Bodenvorbereitung. Für die Spätsommeransaat bedeutet das, dass Du am besten Mitte Juli bis Mitte August startest. Du gehst folgendermaßen vor:

  • Mähe die Fläche, die zur Blühwiese oder zum Blühsaum werden soll, ein Mal auf tiefster Stufe und entferne das Mahdgut gründlich.
  • Bearbeite die Fläche anschließend mit einer elektrischen Fräse, die Du zum Beispiel im Baumarkt tageweise ausleihen kannst. Kleinere Flächen können mit einer Sternfräse manuell vorbereitet werden. Ziel ist es dabei, die Wurzelbeikräuter komplett zu entfernen und den Nachwuchs der Samenbeikräuter aus dem Boden ans Licht zu befördern. Da die meisten dieser Pflanzen Lichtkeimer sind, startet dadurch der Keimungsprozess.
  • Nach etwa zwei bis drei Wochen fräst Du die Fläche erneut oberflächlich durch. Dadurch wird sowohl der Aufwuchs der Samenbeikräuter sowie der, von hartnäckigen Wurzelbeikräutern, erfolgreich zerstört.

Moos sollte ebenfalls von der Wiesenfläche entfernt werden, da es sehr konkurrenzstark ist. Beim Entfernen hilft ein Rechen.

Das Saatgut

Jeder Bau- und Supermarkt bietet mittlerweile für kleines Geld "insektenfreundliche" Blühmischungen an. Leider fehlt auf den Packungen oft die Deklaration darüber, welche Arten und Sorten die Saatmischungen genau enthalten oder wo die Saaten geerntet wurden. Eine Saatgutmischung, die über viele Jahre Freude bereitet und möglichst vielen bedrohten Insektenarten hilft, sollte ausschließlich Saaten von ein-, zwei- und mehrjährigen, gebietsheimischen Wildblumen und Wildgräsern enthalten. Ideal ist eine regionale Herkunft, da die Pflanzen dann an die aktuellen Bedingungen vor Ort angepasst sind. Diese Kriterien erfüllen leider die wenigsten Saatgutmischungen im Gartencenter oder Baumarkt. Sie enthalten häufig einen großen Anteil nicht heimischer, meist einjähriger Arten oder gefüllte Sorten. Bei diesen für das menschliche Auge oft sehr ansprechenden Mischungen gehen bedrohte Insektenarten in der Regel leer aus. In Deutschland gibt es zwei Verbände, die artenreich zusammengesetztes Wildblumensaatgut aus gesicherter regionaler Herkunft zertifizieren: der Bund deutscher Saatguterzeuger sowie der Verband deutscher Wildsamen- und Wildpflanzenproduzenten e.V. Auf der Webseite sind zertifizierte Bezugsquellen genannt, die sowohl Mischungen für schattige, lichte oder zum Beispiel auch feuchte Standorte in unterschiedlichen Zusammensetzungen anbieten.

Eine weitere Möglichkeit erfolgreich eine Wiese anzulegen, ist die Mahdgutübertragung. Dazu wird das Mahdgut einer lokalen Wiese, der Spenderfläche, die reich an gebietsheimischen Arten ist, vorsichtig abgetragen und auf der Fläche der künftigen Wiese, der Empängerfläche, verteilt. Nach einigen Tagen wird das Mahdgut gewendet, damit möglichst viele Saaten ausfallen und Fuß fassen.

Der richtige Saat-Zeitpunkt

Zwischen März und Ende September kann Wildpflanzensaatgut ausgebracht werden. Wichtig ist, dass in den Wochen nach dem Aussaat-Termin kein starker, anhaltender Frost zu erwarten ist. Die Saat muss in den ersten sechs Wochen nach dem Ausbringen kontinuierlich feucht gehalten werden. Der Natur nachempfunden und am erfolgversprechendsten ist daher die Spätsommer-Ansaat zwischen Mitte August und Mitte September.

Die Ansaat

Wildpflanzensaatgut wird nicht eingearbeitet, sondern oberflächlich auf das feinkrümelige Saatbett gestreut. Für einen Blühsaum mit 50 bis 100 Prozent Blumen werden zwei Gramm Saatgut je Quadratmeter ausgebracht. Blühwiesen mit weniger als 50 Prozent Blumenanteil benötigen fünf Gramm Saat je Quadratmeter. Es ist nicht einfach, intuitiv die richtige Menge der teilweise sehr feinen Saaten auszubringen. Häufig wird viel mehr Saatgut ausgestreut, als nötig und sinnvoll ist. Viel hilft viel, trifft bei der Ansaat einer Wildblumenwiese nicht zu. Eine zu hohe Ansaatstärke führt dazu, dass die Keimlinge untereinander konkurrieren und sich nur wenige Arten durchsetzen. Damit Dir das nicht passiert, kannst Du Dein Saatgut mit feinem Sand, Sägemehl, Grieß oder Maisschrot im Verhältnis 1:5 beim Blühsaum und 1:1 für die Blühwiese mischen.

Du säst in zwei Durchgängen ein: Zunächst nimmst Du eine Hälfte Deiner Saatgut-Füllstoff-Mischung und verteilst sie längs entlang der Fläche. Anschließend bringst Du die zweite Hälfte gleichmäßig quer zur Fläche auf.

Bleibt das Saatgut einfach nur auf dem Boden liegen, wird es nicht keimen. Deshalb ist es ganz wichtig, dass die Saat nun gleichmäßig angewalzt oder angedrückt wird. Ohne diesen Schritt werden die Saaten nicht ausreichend versorgt und alle Vorabanstrengungen waren umsonst. Um Dein Saatgut in Bodenkontakt zu bringen, kannst Du eine Rasenwalze nutzen. Alternativ kannst Du Dir Bretter unter die Schuhe binden oder kleben. Würdest Du mit den Schuhen direkt über die Fläche laufen, riskierst Du, dass Vertiefungen entstehen, wo sich Saaten und Wasser später sammeln und einen lückigen Bewuchs verursachen. Durch die Andrück-Ski-Methode wird ein gleichmäßiger Druck auf die Fläche ausgeübt. Das garantiert einen gleichmäßigen Bewuchs und: viel Spaß!

Die Pflege in den ersten Wochen nach der Ansaat

In den sechs Wochen nach der Ansaat muss die Fläche kontinuierlich feucht, darf aber nie durchnässt sein. Bewässere sie entsprechend drei bis fünf Mal die Woche mit jeweils ungefähr zehn Litern - also einer großen Gießkannenfüllung - je Quadratmeter. Nutze beim Gießen mit der Kanne unbedingt eine Tülle, damit das Wasser nicht in einem Strahl herauskommt und die zarten Saaten wegspült. Gießt Du mit Schlauch, nutze einen entsprechenden Aufsatz.

Ansonsten heißt es jetzt: Geduld, Geduld, Geduld. Je nach Aussaatzeitpunkt und Zusammensetzung Deiner Saatmischung kann es Monate dauern, bis einzelne Arten keimen. Wenn es anfangs nur spärlich sprießt, heißt das nicht, dass etwas schief läuft.

Falls Du im späten Frühjahr aussäst oder besonders viele Vögel an Deiner Aussaat Interesse zeigen, kannst Du die Fläche leicht mit Heu abmulchen. Dazu bringst Du 500 Gramm Heu locker auf einem Quadratmeter Deiner Ansaat-Fläche aus. Die Mulchschicht schattiert und verbessert die Wasserverfügbarkeit. Keine Sorge: Bei dieser Menge Heu bekommen Deine Saaten und Keimlinge genug Licht, um zu wachsen. Eine Heu-Mulchschicht schützt die Saaten zudem bei Starkregen davor wegzuschwemmen. Der Boden verschlemmt nicht.

Die langfristige Pflege

Einfach wachsen und in Ruhe lassen? Das funktioniert leider weder für eine Wiese, noch für einen Saum oder eine Fläche, wo eine Blühmischung eingesät wurde. Schnell würden konkurrenzstarke Arten die Fläche dominieren. Nach zwei, drei Jahre ohne Pflege der Fläche etablieren sich Gehölze. Eine Blühwiese ist immer menschgemacht. Ursprünglich übernahmen Weidetiere die Pflege - heute, im urbanen Raum, übernehmen wir diesen Part selbst, indem wir die Fläche mähen oder sensen. Wie oft die Wiese auf maximal fünf Zentimeter eingekürzt wird, hängt vom Nährstoffgehalt des Bodens ab. Fettwiesen werden zwei bis drei Mal jährlich gemäht. Magerwiesen ein Mal. Die erste Mahd sollte bereits acht bis zehn Wochen nach der Aussaat stattfinden. Ansonsten sind für Fettwiesen Anfang Juni und der September gute Zeitpunkte für die jährliche Wiesenpflege. Für Magerwiesen ist der Juni für den Pflegeschnitt ideal. Tatsächlich werden die Wiesen im Juni - zur Mahdzeit- in schönster Blüte stehen. Das sorgt immer wieder für Unverständnis, Skepsis und Bedauern. Der Schnitt fällt auf diesen Zeitpunkt, um unerwünschte Beikräuter vor der Samenreife einzukürzen und sie so an der Weitervermehrung zu hindern.

Um den Tieren, die in und von der Wiese leben, nicht zu schaden, ist es wichtig, dass Du nur eine Hälfte der Fläche mähst und nach etwa drei Wochen die andere Hälfte. Das Mahdgut lässt Du zwei, drei Tage liegen und trägst es dann vollständig ab. Dieser Schritt ist wichtig, damit sich im Boden keine zusätzlichen Nährstoffe anreichern. Wenn Du einen kleinen Teil der Fläche ungemäht lässt und dort nur Gehölzkeimlinge per Hand entfernst, unterstützt Du einige Schmetterlingsarten, die im hochgewachsenen Altgras gern ihre Eier ablegen.

Auf Säumen und Blühmischungsflächen mit sehr hohem Blumenanteil gehört es zur Pflegeroutine dominante Beikräuter im Zaum zu halten und sie regelmäßig mit der Wurzel zu entfernen. Die restlichen Pflanzen werden nur einmal jährlich, im Frühjahr, auf 20 bis 30 Zentimeter heruntergeschnitten.

Das abgetragene Mahdgut kannst Du als Mulchschicht im Gemüse- oder Staudenbeet nutzen. Dort schützt es den Boden, reichert Nährstoffe an und steigert die Wasserverfügbarkeit.

Wo sind all die Blumen hin? Tipps für Wiesen, die von Wildgräsern dominiert werden

Gerade auf Fettwiesen übernehmen Gräser schnell die Oberhand und verdrängen die Wildblumen nach und nach. Hier gibt es einen nachhaltigen Lösungsansatz: die Einsaat vom Klappertopf, Rhinanthus. Die hübsche, bei Insekten beliebte Pflanze ist ein Halbschmarotzer, der Süßgräsern Wasser und Nährstoffe entzieht und sie dadurch zurückdrängt. Der Klappertopf ist ein Kalt- und Lichtkeimer. Der ideale Aussaatzeitpunkt ist der Herbst. Lege kleine, bewuchsfreie Bodeninseln in der Wiese an. Streue 0,4 Gramm Klappertopf-Saatgut auf das feinkrümelige Saatbett und walze oder drücke die Saat gut an. Halte die Ansaat in den ersten Wochen feucht. In den folgenden Jahren solltest Du die Entwicklung der Klappertopf-Bestände auf Deiner Wiese gut beobachten, denn die Pflanze hat einen Nachteil: Sie ist selbst sehr ausbreitungsfreudig.

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