Tierische Hitze-Hacks und was ihnen jetzt hilft

Tierische Hitze-Hacks und was Vögeln, Insekten und Igeln im Hochsommer hilft

Hitzewellen und anhaltende Trockenperioden sind in Leipzig mittlerweile Sommer-Standard. Nicht nur wir Menschen haben mit hohen Temperaturen zu kämpfen. Auch die Tierwelt leidet bei Hitze. Wir haben für Dich zusammengefasst, welche Cool down-Strategien Tiere nutzen und wie Du sie im Hochsommer unterstützen kannst.

Vögel bleiben cool, ohne zu schwitzen


Vögel können nicht schwitzen, um ihre Körpertemperatur zu regulieren. Sie haben eine etwas höhere Körpertemperatur als wir Menschen: Sie liegt bei etwa 40 Grad. In Bewegung überhitzen unsere gefiederten Freunde an heißen Tagen daher schnell. Vögel haben ganz ähnliche Strategien wie wir, um sich wieder runterzukühlen: Sie suchen sich ein schattiges Plätzchen, bewegen sich so wenig wie möglich, trinken viel und nutzen jede geeignete Wasserfläche für ein erfrischendes Bad.

Einige Vögel haben darüber hinaus besondere Taktiken entwickelt, um ihre Körpertemperatur zu regulieren. Hast Du zum Beispiel schon mal eine Amsel schnell atmend, mit offenem Schnabel in der Sonne sitzen sehen? Das sieht auf den ersten Blick besorgniserregend aus, ist aber eine erfolgreiche Methode der Vögel die Körpertemperatur zu senken. Beim so genannten Kehlsackhecheln vergrößern die Tiere die Körperoberfläche, mit der sie Wärme abgeben, um den Rachen- und Lungenbereich.

Gleichermaßen erschreckend sieht es aus, wenn Vögel, wie zum Beispiel der kleine Zaunkönig, mit ausgebreiteten Flügeln in der Sonne am Boden sitzen. Sie brauchen in der Regel keine Hilfe, sondern nutzen die Sonne, um dadurch Parasiten aus dem Gefieder zu vertreiben. Gleichzeitig kühlt das Ausbreiten der Flügel oder ein Aufplustern.

Viele Wasservögel stecken ihre Beine im heißen Sommer zur Abkühlung ins Wasser. Der Weißstorch nutzt eine andere Strategie um seine Beine zu kühlen. Ist Dir schon mal aufgefallen, dass sie an heißen Tagen oft nicht rot, sondern hell gefärbt sind? Seine Strategie nennt sich Urohydrosis. Dabei schmiert er sich den eigenen weißgrauen Kot an die Beine und nutzt die Verdunstungskühle.

Mauersegler fliegen normalerweise mit ins Gefieder gesteckten Beinchen durch die Lüfte. An richtig heißen Tagen hast Du die Chance, einen Blick auf Mauerseglerfüßchen zu werfen. Um sie zu kühlen, lassen die Vögel die Beinchen dann heraushängen.

Mauersegler, die am Boden liegen, benötigen Hilfe

Wie Du Vögeln an Hitzetagen helfen kannst

Für eine Vogeltränke ist im Garten, auf dem Schulhof, im Vorgarten, auf dem Balkon und auf jedem Fensterbrett Platz. Schattig aufgestellt und täglich mit frischem Wasser befüllt, werden viele durstige Vögel zum Trinken und Baden regelmäßig vorbeischauen. Wichtig ist, die flache Schale mit aus dem Wasser ragenden Steinen zu bestücken, damit sie auch für Insekten sicher anzufliegen ist. Vogeltränken müssen regelmäßig mit heißem Wasser und einer Bürste gereinigt werden, damit sich bei hohen Temperaturen keine Keime verbreiten. Chemische Reiniger sind tabu.

Brüten Vögel in Deinem Garten oder am Gebäude, in dem Du lebst? Gebäudebrüter, wie Mauersegler, leiden oft sehr unter der starken Hitze, die sich auf Dachböden oder außen am Dach, wo die Tiere häufig nisten, entwickelt. Die Jungvögel werden regelrecht gegrillt und springen verfrüht aus dem Nest - oft in den Tod.

Mauersegler, die Du am Boden findest, benötigen immer Hilfe, da sie aus dieser Position heraus nicht selbstständig losfliegen können. Einen ausgewachsenen, unverletzt wirkenden Mauersegler setzt Du vorsichtig auf eine Erhöhung und beobachtest, ob er von dort davon fliegt. Jungvögel, die vorzeitig aus dem Nest gesprungen sind sowie verletzte oder apathische Mauersegler brauchen professionelle Hilfe. Das Päppeln ist anspruchsvoll. Wende Dich an die Wildvogelhilfe Leipzig.

Um dramatischen Situationen unter dem Dach vorzubeugen, kannst Du spezielle Mauerseglerkästen mit Lüftungsschlitzen aufhängen. Für Schwalben, deren Nester bei anhaltender Hitze austrocknen und samt Nachwuchs abfallen können, gibt es ebenfalls spezielle Schwalbennistkästen. Für alle Nistkästen, die Du im Garten oder am
Gebäude anbringst, gilt: Nie in die pralle Sonne hängen.

Vögel brauchen schattenspendende Sträucher und Bäume, in denen sie nisten und sich zurückziehen können. Gebäudegrün kann diese Funktionen ebenfalls erfüllen, den Tieren zusätzlich Nahrung bieten und Fassaden deutlich runterkühlen. Davon profitieren Menschen und Gebäudebrüter gleichermaßen. Im Rahmen unseres Ökolöwen-Projekts Kletterfix klären wir über Fassadengrün-Benefits auf und beraten Dich zu Deinem individuellen Gebäudegrün-Projekt.

Insekten entgehen der Hitze in der Obelisken-Haltung oder mit tierischen Klimaanlagen

Libellen nehmen an heißen Tagen die sogenannte Obelisken-Haltung ein. Dabei zeigt ihr Hinterteil aufgestellt zur Sonne, um die exponierte Fläche und damit zusätzliches Aufheizen zu reduzieren. Viele Schmetterlingsarten verfolgen eine ähnliche Taktik und stellen ihre Flügel so auf, dass sie nicht der direkten Sonne ausgesetzt sind.

Hummeln pumpen ihr komplettes Blut in ihren Hinterleib und kühlen es dort durch den Flugwind, bevor es in den restlichen Körper zurückfließt. Wespen und Honigbienen leben im Volk und gehen die Kühlung ihres Nestes gemeinsam an. Ist es richtig heiß, sieht man viele der Tiere an Wasserstellen. Sie tragen das kühle Nass ins Nest und fächeln den feuchten Stellen mit den Flügeln zu, um die Verdunstung und damit das Abkühlen anzukurbeln.

Libelle in Obelisken-Stellung

Wie Du Insekten jetzt unterstützen kannst

Wie die meisten anderen Tierarten sind viele Insekten vor allem in Hitzeperioden auf gut und sicher erreichbare Wasserstellen oder Trinkschalen angewiesen. Ein Naturteich mit Flachwasserzone oder ein mit frischem Wasser und einigen Anflug-Steinen befüllter Blumentopfuntersetzer sind ideal. Wenn Du eine Regentonne oder einen Pool nutzt, sorge für eine Abdeckung, damit keine Tiere darin ertrinken.

Viele Insekten sind im Hochsommer permanent auf Nahrungssuche. Da an heißen Tagen jeder Flugmeter anstrengt, ist es umso wichtiger, dass die Tiere in Deinem Garten oder auf Deinem Balkon ein vielfältiges Nektar-, Blatt- und Pollenangebot finden.

Säugetiere bleiben durch Nachtaktivität und Splooting auf Betriebstemperatur

Eichhörnchen splooten bei sehr hohen Temperaturen, was so viel wie „Alle Viere von sich strecken“ bedeutet. Die Eichhörnchen legen sich an einer kühlen Stelle mit ausgestreckten Gliedmaßen auf den Bauch. An dieser Körperstelle ist das Eichhörnchenfell am wenigsten dicht und der Kühlungseffekt besonders ausgeprägt. So niedlich das Splooting auf den ersten Blick ist, die Tiere nutzen diese Taktik nur, wenn sie in einer Notsituation sind und sind in dieser Position leichtere Beute für Greifvögel und andere Tiere.

Igel und Fledermäuse gehören zu den dämmerungs- und nachtaktiven Tieren. Sie haben den Vorteil, dass selbst in Tropennächten, in denen die Thermometeranzeige nicht unter 20 Grad sinkt, niedrigere Temperaturen herrschen, als tagsüber. Am Tag suchen nachtaktive Tiere ihre schattigen, kühlen Sommerquartiere auf. Leider finden sie solche Unterschlüpfe immer seltener und sehen sich zusätzlich mit den Gefahren durch Gifte und Mähroboter sowie einer zunehmenden Nahrungsknappheit konfrontiert.

Grauhörnchen beim "Splooten"

So hilfst Du Säugetieren durch die Hitzewelle

Viele Säugetiere, wie Igel, Maulwürfe oder Spitzmäuse, sind Fleisch- und Insektenfresser. Am und im Boden lebende Insekten, Würmer und Gliederfüßer leiden bei sehr hohen Temperaturen ebenfalls. Viele dieser Tiere wandern in tiefer liegendere, kühlere Bodenschichten und sind für die Säuger dann nicht oder nur schwer zu erreichen. Wenn Du Deine Beete mulchst, also mit organischem Material bedeckt hältst, sparst Du nicht nur Gießwasser. Der Verdunstungsschutz hält den Boden länger feucht und kühl. Davon profitieren Bodenlebewesen und die Tiere, die sich von ihnen ernähren.

Mit einem strukturreichen, naturnahen, giftfrei gepflegten Garten oder Hinterhof hilfst Du vielen Tierarten. Igel finden in Totholzhaufen oder Benjeshecken Schutz. Fledermäuse, Eichhörnchen, Hornissen, Bilche und Vögel nutzen Baumhöhlungen als Nistmöglichkeiten. Der Naturteich und das Sumpfbeet beherbergen den Nachwuchs von Libellen, Molchen, Kröten, Fröschen und anderen Tieren. Die Flachwasserzone dient unzähligen Tierarten als Trink- und Badestelle. Steinhaufen oder Trockensteinmauern unterstützen Eidechsen, Schlangen, Molche, Kröten, Spinnentiere und viele weitere Tiere. Heimische Blühpflanzen, Gräser und Gehölze sind eine wichtige Nahrungsquelle für Insekten. Inspiration und Beratung für eine naturnahe Gartengestaltung findest Du in unserem Mit- und Nachmachgarten, dem Stadtgarten Connewitz.

Egal, ob Du eine Trinkschale auf Deinem Fensterbrett anbietest oder einen großen Naturgarten pflegst: jede Maßnahme, die die Tiere im Hochsommer unterstützt, ist wertvoll! Danke für Deinen Beitrag!

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