Das Jahrtausendfeld darf nicht zugebaut werden!

Das Jahrtausendfeld darf nicht zugebaut werden!

Das Jahrtausendfeld an der Karl-Heine-Straße in Lindenau soll im Hauruckverfahren zugebaut werden. In diesem Beitrag erfährst Du, warum wir gegen diese Bebauung sind und was die Stadt jetzt tun muss.  

Jahrtausendfeld in Leipzig Plagwitz

Das Jahrtausendfeld ist eine wichtige Freifläche im Stadtteil Lindenau. Die Grünfläche direkt am Karl-Heine-Kanal wird nicht nur wegen seiner Rolle als Treffpunkt von Anwohner:innen geschätzt, sondern auch aufgrund seiner positiven Auswirkungen auf das lokale Klima und die ökologische Vielfalt. 

Doch jetzt droht diese wichtige urbane Freifläche zugebaut zu werden. Die private Leipzig International School (LIS) will hier den größten Schulcampus ganz Leipzigs hinbauen – so schnell wie möglich und ohne Bebauungsplanverfahren (B-Plan-Verfahren). 

Ein Dialogverfahren ohne Dialog

Im Februar 2024 lud die Verwaltung zu einer Auftaktveranstaltung ein, bei der die Baupläne der LIS auf dem Jahrtausendfeld und das angestrebte Dialogverfahren vorgestellt wurden. Dort bekundeten bereits viele Bürger:innen ihren Unmut über die geplante gigantische Versiegelung und ihr Unverständnis über den Zeitdruck des Vorhabens. 

Wir Ökolöwen stellten bei der Veranstaltung sofort klar, dass wir uns an dem Dialogverfahren nicht beteiligen werden. Es war für uns absehbar, dass hier kein echter Dialog zustande kommen würde. Denn die LIS rückt keinen Zentimeter von ihrer geplanten überdimensionierten Baumasse ab. Im Verfahren sollte lediglich darüber entschieden werden, WIE die Bebauung aussehen soll. 

Unsere Einschätzung über das Dialogverfahren bestätigte sich spätestens nach dem zweiten Workshop. Vertreter:innen von BUND und Die Linke traten aus dem Verfahren aus. 

Das Verfahren zur Zukunft des Bürgerbahnhofs Plagwitz hat gezeigt, wie ein echter Austausch und eine Konsensfindung für eine wichtige und geschätzte Freifläche aussehen kann. Dort waren über 40 Leute involviert mit Vertreter:innen aller 6 politischen Fraktionen des Stadtrates, 12 Bürger:innen und uns Umweltverbänden, um zu einem verträglichen Ergebnis zu gelangen. 

Die Schein-Wende

Nach der Jurysitzung des Dialogverfahrens am 18. Juni wurden nun drei Entwürfe für den geplanten Bau vorgestellt. Solche Entwürfe sehen oft erstmal gut und schön grün aus. ABER die geplanten Baukörper sind immer noch viel zu groß für die letzte große Freifläche in diesem Stadtteil. Zudem gab es Absprachen zwischen Vertreter:innen der Linken und der Stadtbau AG, die sich nun wohl bereit erklären will einen Teil der Fläche an die Stadt zu verkaufen.

Das ist per se erstmal nicht schlecht. Eine zu bejubelnde “Wende” im Prozess um das Jahrtausendfeld ist es aber in keinem Fall. Auf den Entwürfen der Architekturbüros ist diese Fläche nicht zu sehen. Außerdem will die Stadtbau AG und die LIS mit diesem Verkauf den Bauprozess beschleunigen und so ein B-Plan-Verfahren umgehen. In diesem müsste es jedoch zu der nötigen ernsthaften Beteiligung der Bürger:innen kommen. Nach wie vor finden die Interessen der Bürger:innen viel zu wenig Platz.

Eine Petition für den Erhalt des Jahrtausendfelds

Schon kurz nach der Auftaktveranstaltung zum Dialogverfahren gründete sich eine Gruppe aus Anwohner:innen, welche die Petition “Ein Stadtteilpark für alle! Keine Bebauung des Jahrtausendfelds im Leipziger Westen!” startete. 

Wir Ökolöwen haben die Petent:innen beratend unterstützt. Über 6.000 Menschen haben die Petition bereits unterschrieben. Sie fordert ebenfalls “die Aufstellung eines qualifizierten Bebauungsplanes, in dem das Jahrtausendfeld als Grünfläche erhalten, qualitativ aufgewertet und öffentlich zugänglich bleibt”.

Ein B-Plan-Verfahren ist unumgänglich!

Dass bei dieser Ausgangslage eine Baugenehmigung ohne ein ordentliches B-Plan-Verfahren ausgesprochen werden könnte, ist eine Zumutung und ein inakzeptables Verhalten der Stadtverwaltung. 

2021 beschloss der Stadtrat bereits einen Antrag von Die Linke, in dem es hieß, dass ein B-Plan-Verfahren für die Entwicklung des Jahrtausendfeldes eingeleitet werden soll. Dem vorgelagert sollte ein Dialogverfahren durchgeführt werden, welches Bürger:innen und alle relevanten Stadtteilakteur:innen einbeziehen sollte. Dieser Beschluss besteht weiterhin! 

Für solch gigantische Bauvorhaben und bei Schulneubauten generell gab es in Leipzig immer B-Plan-Verfahren. 

Zur Ratsversammlung am 22. Mai hatten SPD und Die Linke deshalb einen Antrag eingereicht. Dieser sollte noch einmal bekräftigen, dass es ein B-Plan-Verfahren für die Fläche, sowie eine Veränderungssperre braucht, durch die vorerst keine Baumaßnahmen ergriffen werden dürfen. Die Abstimmung über diesen Antrag wurde bereits zum zweiten mal und nun auf nach der Sommerpause vertagt. Voraussichtlich wird der finale Entwurf für den Bau erst im Oktober vorgestellt werden – wie dann nach der Sommerpause im August bereits über das Jahrtausendfeld abgestimmt werden soll, bleibt offen. 

Für uns steht fest: Egal, ob nun ein Teil der Fläche an die Stadt verkauft werden soll – Wir Ökolöwen fordern vom Stadtrat ein ordentliches B-Plan-Verfahren einzuleiten, um die Wünsche der Bürger:innen nach einem offenen Stadtteilpark wirklich zu berücksichtigen. 

Wichtig für das Stadtklima - Grünflächen müssen Grün bleiben!

Beim Jahrtausendfeld handelt es sich genau wie beim Bürgerbahnhof Plagwitz um eine 2,3 ha große öffentliche Freifläche, welche schon jetzt lokal zur Verbesserung der Luftqualität, zur Reduzierung der Sommerhitze und zur Lärmminderung beiträgt. In der Klimaanalyse der Stadt Leipzig wird das Jahrtausendfeld deswegen als Grünfläche mit sehr hoher Schutzwürdigkeit ausgewiesen. In der Analyse heißt es: “ Dem Schutz und Erhalt dieser Grünflächen sollte eine sehr hohe Priorität beigemessen werden und grundsätzlich eine Bebauung ausgeschlossen werden.” 

Angesichts der Klimakrise und der zunehmenden Hitzebelastung in der Stadt sind solche Freiflächen von größter Bedeutung und müssen bewahrt werden.  

Das Jahrtausendfeld ist nicht das erste Gebiet im Leipziger Westen, das einem Bauvorhaben weichen soll. Diese Entwicklung bedeutet einen erheblichen Verlust, denn nur eine grüne Stadt bietet Lebensqualität – nicht nur für die Menschen. Leipzigs Grünschwund muss gestoppt werden!  

Eine ganzheitliche Strategie gegen den Grünschwund

Die Stadt muss dringend handeln und unsere Freiräume schützen. Konkret fordern wir Ökolöwen die Erstellung einer "Roten Liste" von Grünflächen, die aus ökologischen und/oder sozialen Gründen für die jeweiligen Stadtviertel von hoher Bedeutung sind – und den Schutz dieser Flächen vor Bebauung. 

Es mangelt an einem klaren Masterplan zur Sicherung der Grünflächen Leipzigs, der angesichts des starken Wachstums der Stadt in den letzten 15 Jahren längst hätte vorliegen müssen. 

Wir Ökolöwen fordern ein dichtes Netzwerk an grünen Biotopen für das gesamte Stadtgebiet, um Leipzig widerstandsfähig gegen die Klimakrise zu machen und unsere hohe Lebensqualität zu erhalten. 

Grünflächen müssen grün bleiben

In ganz Leipzig werden Bäume und Sträucher gerodet, um Häuser und Parkplätze zu bauen. Dadurch verschwinden grüne Inseln und Lebensräume für Tiere und Pflanzen. Wir fordern den Leipziger Stadtrat und die Stadtverwaltung auf, Leipzigs Grün besser zu schützen. 

Hilf uns dabei und unterschreibe jetzt den Appell Mehr Grün für Leipzig! Leipzigs Grünflächen müssen Grün bleiben! 

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